Einblick in den Entstehungsprozess meiner Arbeiten

Immer wieder stellen mir Leute bei Ausstellungen die Frage, wie ich zu den Motiven in meinen Bildern komme und in welcher Technik ich sie auf die Leinwand oder aufs Papier bringe.

Wie komme ich auf meine Motive?

Dass ich meine Inspiration aus der Natur nehme, weißt Du ja bereits. Aber es ist nicht nur die Inspiration, sondern auch das Verlassen von begrenzenden Denkmustern, das meine Kunst prägt. Dabei ist das Vorgehen unterschiedlich, je nachdem ob ich zeichne oder male.

Bei Öl/Acrylbildern …
… arbeite ich gerne mit der Technik der „freien Assoziation“. Du kannst Dir das so vorstellen, wie Wolkentiere im Himmel zu suchen, oder Gesichter in Baumstämmen oder auf Steinen. Dazu versetze ich mich zu Beginn in einen meditativen Zustand, das funktioniert bei mir gut mit Musik. Wenn ich so weit bin, wähle ich intuitiv eine Farbe für die Untermalung, schließe meine Augen, und lasse meiner Hand freien Lauf. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Untermalung fertig ist, setze ich mich davor und lasse mich darauf ein, bis erste Bilder in dem abstrakten Geschmiere sichtbar werden. Diese Bilder male ich – immer noch in der Untermalungs-Farbe – mehr und mehr aus. Später arbeite ich mit Farben weiter.

Bei Zeichnungen …
… setze ich auf spontane Ideen und Impulse, die mir in den Sinn kommen ohne darüber nachzudenken. Zum Beispiel in der Phase zwischen Wachsein und Träumen oder auch beim Malen und Zeichnen. Mit diesen Ideen spiele ich so lange, bis ich ein grobes Bild von der geplanten Zeichnung habe, für die Details lasse ich mich von Referenzfotos inspirieren.

Der Rest ist dann „nur“ Technik

Bei der Malerei lege ich viele halbtransparente Farbschichten (Lasuren) übereinander und gehe dabei immer mehr ins Detail. Durch die Lasuren bekommt eine Arbeit mehr Tiefe, die Technik ist aber ein wenig tricky, weil die darunter liegenden Farbschichten die Farben der darüber liegenden Schichten beeinflussen. Je fertiger das Bild wird, desto weniger transparent werden die Schichten. So kann man ganz feine Details herausmalen. Zum Schluss werden noch Licht- und Schattenakzente gesetzt – voilá! Bevor das fertige Bild gerahmt werden kann, trage ich Firnis zum Schutz auf. Dafür muss die Farbe aber ganz durchgetrocknet ein. Bei Ölbildern dauert das ein paar Monate.

Auch beim Zeichnen arbeite ich in Schichten – bei Graphit verwende ich dafür unterschiedliche Härtegrade. Bei Farbstiftzeichnungen werden wie bei der Malerei dünne Farbschichten übereinander gelegt. Im Gegensatz zur Malerei wird beim Zeichnen aber von hell nach dunkel gearbeitet, helle Details werden ausgespart. Da vor allem bei Farbstiften das Radieren nur sehr begrenzt möglich ist, kann ich während der Arbeit zwar das Motiv erweitern, andere Änderungen sind aber kaum möglich. Deshalb gilt hier: „Was liegt, das pickt“, wie wir in Österreich sagen. Heißt: Eine vorgenommene Handlung kann nicht rückgängig gemacht werden.

Wie lange brauche ich für ein Bild?

Mir ist eine möglichst realistische Darstellung mit vielen Details sehr wichtig. Man könnte fast sagen, ich bin ein Perfektions-Freak. Leider. Denn ich muss mich manchmal wirklich dazu zwingen, aufzuhören. Man kann eine Arbeit nämlich auch kaputtmalen- oder zeichnen. Und das wäre sehr schade, immerhin sitze ich viele, sehr viele Stunden an so einem Bild. Bei einer Zeichnung, ca. A4, reden wir von locker 20 – 30 Stunden. Farbstift dauert noch länger. Bei Ölbildern sind es Wochen, weil die vielen Farbschichten erst trocknen müssen, bevor man mit der nächsten Farbe darüber malen kann.
Ich höre immer wieder:“Beneidenswert, so viel Geduld hätte ich nie!“. Darüber muss ich dann immer lachen. Denn wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich ein sehr ungeduldiger Mensch bin. Außer in der Kunst – zum Glück!

Hier siehst Du am Beispiel von „Der Bock als Gärtner“ die Entwicklung eines Bildes von der Untermalung bis zum fertigen Bild.

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